Wie in meinem letzten Artikel über Gelenkprobleme angekündigt, folgen hier nun ein paar Zeilen zu Tierarztbesuchen & Sozialisierung.
Jeder von uns kennt es – der Hund hinkt plötzlich oder die Katze kommt nach einem heftigen Streit mit der Nachbarskatze verletzt nach Hause. Wobei natürlich direkt angemerkt werden muss, dass jeweils die Nachbarskatze angefangen hat…
So oder so, nun blüht der Besucht beim Tierarzt. Dieser Ausflug gestaltet sich für die meisten Katzen zu einem regelrechten Horror Trip. Auch viele Hunde fürchten den Besuch in der Tierarztpraxis und verfallen regelrecht in eine Angststarre.
Leider ist dies weder für die Patienten noch für die Mitarbeitenden in der Praxis eine einfache Situation. Nicht selten erleben wir (ich arbeite selber Als Tiermedizinische Praxisassistentin), wie die freundlichsten Hunde aus Angst zubeissen wollen oder sich vor Panik in die hinterste Ecke des Behandlungszimmers verziehen.
Dadurch gestaltet sich die Untersuchung und Behandlung des Tieres extrem schwierig und birgt Risiko und Stress für alle Beteiligten.
ES MUSS ABER NICHT SO SEIN!
Bereits beim Züchter findet ein wesentlicher Teil der Sozialisierungsphase statt, welche auch für zukünftige Tierarztbesuche nicht unerheblich ist. Die Aufgabe des Züchters ist unter anderem, den Welpen ein stress- und angstfreies Leben zu zeigen. Hier gilt es die Welpen in erwünschtem Verhalten positiv zu verstärken und in nicht erwünschtem Verhalten zu ignorieren. Ein kleines Beispiel dazu:
Es kommt eine Familie zu Besuch um die Welpen kennen zu lernen. Nun spielen die Kinder mit den Welpen und alles läuft einwandfrei. Plötzlich tritt eines der Kinder dem Welpen ausversehen auf die Pfote. Der Welpe wird nun schreiend das Weite suchen. Reaktion von 90% der Menschen – heben wir doch den armen Welpen mal hoch und machen ein riesiges Theater mit bemitleidender Stimmlage. So bravo. Da haben wir nun den Salat…
Der Welpe hat nun gelernt, dass seine Reaktion absolut berechtig war und es wirklich gaaaaanz schlimm war. Naja klar, wegen einmal hat der Welpe bestimmt keinen Knacks. Geschieht solches Fehlverhalten vom Menschen jedoch öfter, wird der Welpe zukünftig vorsichtiger an ähnliche Situationen rangehen. In diesem Beispiel im Kontakt mit Kindern.
Habt ihr nicht alle auch schonmal ein Kleinkind hinfallen sehen? Die schauen sich ALLE zuerst um, ob es Jemand gesehen hat und Mitleid zeigt. Finden sie diese Person, welche wie im Fall des Welpen gleich Helikoptermässig überreagiert, fängt das Kleinkind an zu weinen.
Selbstverständlich heisst das nicht, dass man die Pfote des Welpens nicht begutachten sollte oder das aufgeschlagene Knie vom Kleinkind. Aber um Himmelsgottswillen wartet doch wenigstens 15 Sekunden bis der grösste Schreck durch ist und das Opfer sich etwas beruhigt hat.
Nun, selbige Situation erlebe ich ständig beim Tierarzt. Es ist klar dass man als Besitzer Mitleid hat, wenn Fifi eine Spritze in den Po bekommt. Aber IHR müsst stark bleiben für euren Liebling! Bitte bestätigt eure Tiere nicht in ihrer Angst, ihr tut ihnen damit wirklich keinen Gefallen.
Klar, es gibt auch Ausnahmen oder Tiere die einfach schlechte Erfahrungen gemacht haben beim Tierarzt. Aber genau hier gilt es anzusetzten und dem Tier zu lernen, dass es beim Doktor gar nicht so schlimm ist.
Hier nun einige Tipps, wie ihr den Ausflug zum Tierarzt künftig angenehmer gestalten könnt. (Medical Training)
Das wichtigste hierbei ist Zeit und Geduld.
Fährt mit eurem Hund, welcher den Tierarzt meist schon von zu Hause aus riechen kann, regelmässig vor die Praxis. Je nach Schweregrad der Angst beginnt ihr nur damit. Sprich, fährt vor die Praxis, öffnet die Heckklappe und wartet. Gerne dürfen Guddies gefüttert werden bis man den Hund aus dem Auto rollen kann. Wiederholt dies ca. 5-10x bevor ihr einen Schritt weiter geht.
Ladet den Hund beim nächsten Mal aus, läuft vor den Eingang evtl. sogar bis in den Wartebereich und bestätigt ihn wenn er ruhig mit euch kommt. Setzt euch einfach mal hin für 5 Minuten und lasst den Hund beobachten. Wichtig ist, dass wirklich nichts passiert! Keine Untersuchung, keine Spritze, keine Tablette, wirklich rein gar nichts. Selbstverständlich darf das Personal sich korrekt dem Hund nähern und gegebenenfalls auch Leckerlies füttern. Betonung ligt hierbei auf korrekt nähern! Also gerne im Bogen laufen, Beschwichtigungssignale senden, keinen Augenkontakt etc. Aber ihr kennt das ja.
Sind nun diese beiden Übungen grösstenteils stressfrei verlaufen, kann bei den meisten Tierärzten auf vorherige Terminvereinbarung auch das Behandlungszimmer zu trainingszwecken genutzt werden. So könnt ihr die Übungen bis dorthin ausweiten. Auch der Behandlungstisch, den viele Hunde extrem fürchten kann sauber und positiv aufgebaut werden!
Hierzu kann man beispielsweise Leckerlies auf den Tisch legen. Mit etwas Geduld und Kniffe wird euer Liebling bestimmt mit der Pfote draufstehen um an das Leckerlie zu gelangen. Seit hierbei nicht sparsam mit den Belohnungen und verstärkt, falls der Hund es kennt, mit dem Clicker.
Auch dieses Szenario muss mehrmals geübt werden, bis der Hund eben stressfrei in die Praxis läuft, ins Sprechzimmer folgt und auf den Tisch springt.
Auch Katzen können im Übrigen trainiert werden mit positiver Verstärkung. Hier könnt ihr z.B zu Hause die Transportboxe als gemütliches Bettchen gestalten, welches immer wieder auch ein Leckerlie hergibt. Selbiges mit dem Behandlungstisch. Versucht die Katze mit Le Parfait oder ähnlichen zu bestechen.
Ganz wichtig: Arbeitet bei dem Medical Training NIEMALS mit Druck. Denn damit erreicht ihr bei Katze und Hund garantiert das Gegenteil!
Nachfolgend einige Produkte, welche euch dabei unterstützen. Gerade die Relaxopet Pro für Hunde und Katzen, erzielen in den meisten Fällen einen wahnsinns Erfolg! Genauer Beschrieb jeweils bei den Produkten.
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Ich hoffe mein Beitrag wird dem ein oder anderen Patienten in Zukunft den Besuch beim Tierarzt etwas vereinfachen und wünsche euch viel Spass beim Training!